ALS Ice Bucket Challenge: Wohin fließen die Spenden wirklich?

Um der ALS Ice Bucket Challange über den Weg zu laufen, muss man nicht einmal in einem der sozialen Netzwerke wie Facebook aktiv sein. Die Videos überschwemmen derzeit die Medien und wie bei jedem großen Hype wird nun auch diese Challange hinterfragt – geht da alles mit rechten Dingen zu?

Aus meiner Sicht hat die Aktion auf jeden Fall eines erreicht: ich wurde auf ALS aufmerksam gemacht. Nach einigen Wochen stellte sich bei mir allerdings das Gefühl ein, dass der Sinn und die Ernsthaftigkeit hinter dem Ganzen verloren geht. Jeder freut sich über eine Nominierung, dreht das Video und lädt es hoch. Doch wie viele davon spenden auch was? Ich wurde bisher nicht nominiert und möchte mich über diesen Umstand nicht unbedingt beklagen, empfand ich schon die Biernominerung und das damit verknüpfte Schneeballsystem als sinnfrei. Aber hier geht es ja um einen guten Zweck, also kann man theoretisch ruhig mitmachen, oder?

Ist die Ernsthaftigkeit noch vorhanden?

Die Ice Bucket Challange hat große Wellen geschlagen (Regeln usw. muss ich sicherlich nicht erläutern) und konnte hohe Summen an Spenden einfahren. Kein Wunder, dass einer solchen Organisation bei all der Aufmerksamkeit etwas genauer auf die Finger geschaut wird. Auf Facebook konnte ich schon vereinzelt kritisch angehauchte Posts lesen wie “Andere Menschen auf der Erde verdursten, deshalb möchte ich kein Wasser verschwenden”, wobei selbige Personen dann einen Pool im Garten stehen haben, der mit Sicherheit mehrere hunderte oder tausende (?) Liter Wasser umfasst, aber dort natürlich kein Tropfen beim Planschen daneben geht und somit verschwendet wird. Oder aber Leute duschen ausgiebig und gemütlich eine 3/4 Stunde lang, obwohl selbiges auch in einem kürzeren Zeitraum von statten gehen könnte. Nun gut, ein bisschen Heuchelei schadet ja nicht. Ich musste nur leicht schmunzeln, wie viele Gedanken sich Menschen in sozialen Netzwerken über die Armen dieser Welt machen, im normalen Leben hingegen wahrscheinlich nur selten an diese denken (möchte mich selbst beim letzten Teil des Satzes nicht herausnehmen).

Wohin fließt das Geld?

Aber mal wieder zurück zum eigentlichen Thema dieses Artikels, den kritischen Stimmen der Challange. Wirklich aufmerksam wurde ich durch einen gestrigen Artikel auf heise.de, indem über Gehälter der Mitarbeiter der ALS Association (an welche die Spenden fließen) geschrieben wird. So gingen laut heise, welche sich wiederum auf den letzten Steuerbescheid berufen, letztes Jahr mehr als die Hälfte der eingenommenen 24 Million an die eigenen Mitarbeiter. Top-Verdiener sind die Führenden der “Non-Profit-Organisation” (Jahresgehälter in Dollar):

• Präsidentin: 339.475
• Finanzchef: 201.260
• Stellvertretender Finanzchef: 118.726
• Chief Public Policy Officer: 182.862
• Public-Policy-Director: 112.358
• Leiterin des Bereichs Care Services: 160.646
• Chief Chapter Relations and Development Officer: 152.692
• Leiterin der Entwicklungsabteilung: 178.744
• Direktor Planned Giving: 112.509
• Leiterin Kommunikation und Marketing: 142.875
• Direktorin State Advocacy: 110.661

Für die deutschen Augen (Erläuterung im unten verlinkten Stern.de-Artikel) durchaus satte Gehälter, die die Führungskräfte der ALS Association jährlich serviert bekommen. Weiter gab es 3.6 Millionen Dollar für “andere Löhne und Gehälter” und etwa 4 Millionen Dollar für Arbeitskräfte, die nicht bei der Organisation angestellt sind. Sicher, Menschen möchten für ihre Arbeit in der Regel entlohnt werden und Rechnungen zahlen sich nicht von alleine, aber derart hohe Gehälter für eine Organisation, die sich selbst als “non-profit” betitelt ist schon etwas happig. Spannend wird die Frage nach den diesjährigen Gehältern. Zwischen dem 29. Juli und 27. August konnten 94,3 Millionen Dollar eingefahren werden, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum lediglich 2,7 Millionen. Stern offenbart zudem, dass im vergangenen Jahr nur 28% der Gelder für die Forschung eingesetzt wurden, obwohl dies eines der Hauptmissionen der Organisation ist (weitere Ausgaben sind hier zu sehen).

Was ist die Ice Bucket Challange nun?

Die Challange hat ihr eines der Hauptziele erreicht, nämlich Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Eine schlechte Idee war / ist es mit Sicherheit nicht und auch die ALS Association verfolgt mit den hohen Gehältern keine bösen Absichten. Für mich geht jedoch die Ernsthaftigkeit hinter dem Thema verloren und wie bereits andere anmerkten, dient es größtenteils nur noch zur Selbstdarstellung und dem Gefühl, mitgemacht zu haben.

Was ich bisher Gutes getan habe? Noch nichts. Doch bevor ich blind auf einen Trend aufspringe, nur um etwas Gutes zu tun und mich dadurch auch gut zu fühlen, informiere ich mich zumindest oberflächlich über die Organisation, für die ich in Erwägung ziehe zu spenden.

Weitere, nicht im Text verlinkte, Quellen und weiterführende Informationen:

• Wikipedia Non-Profit-Organisation
• Wikipedia ALS Association
• Wikipedia ALS Ice Bucket Challange
• Focus Online Ice Bucket Challange und Tierversuche