Von meiner Seite aus kam schon lange kein Testbericht mehr in der Gamingsparte. Da ich mich in der letzten Zeit durch das neuerschienene Mafia 3 regelrecht durchgequält habe, musste ich einfach ein paar Worte über das Spiel verlieren. Was mich gestört hat und ob es auch gute Ansatzpunkte gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Mafia 3 – Rassismus, Krieg, illegale Machenschaften
Der Storyansatz beginnt dabei nicht einmal schlecht. Lincoln Clay, ein maximalpigmentierter Vietnamveteran, kommt Ende der 60er frisch vom Krieg nach Hause und versucht seinem Ziehvater unter die Arme zu greifen. Nach einem lebensveränderten Schicksalsschlag schwört er Rache an der italienischen Mafia und möchte das gesamte (fiktive) New Bordeaux übernehmen, um den Kopf der Organisation in das ewige Jenseits zu verbannen.
Da für ein solches Unterfangen einiges an Geld reinkommen muss, sucht sich Lincoln insgesamt drei Unterstützer (siehe Trailer), die für ihn die eroberten Gebiete kontrollieren sollen. Jeder Unterboss schaltet dabei im Laufe des Spiels neue Fertigkeiten und Waffen frei. John Donavan, seines Zeichens Ex-Agent der CIA, versorgt unseren Antiheld durchgehend mit neuen Informationen bezüglich des Gegners. So weit so gut. Allerdings erledigt ihr mit Lincoln mehr oder weniger alles im Alleingang. Quasi ein farbiger Chuck Norris, der auf die Gesellschaft losgelassen wird.
Rückblickend betrachtet verläuft die Story traurigerweise nach einem 0815-Schemata. Schicksalsschlag, Rache schwören, alles umbringen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und letztendlich auch die Rache bekommen. Dabei gibt es keinerlei Twists oder sonstige Wow-Momente.
Mafia 3 – Das hat mir gefallen
Bei diesem Testbericht habe ich mich dazu entschieden, alle positiven und negativen Punkte nach und nach abzuarbeiten.
Den Anfang macht hier das Setting. Nicht, dass farbige Bürger diskriminiert werden, sondern die Art, wie sich Menschen kleiden, die Musik und die Fahrzeuge. Erinnerte mich ein wenig an LA Noire, was zeitlich gesehen noch einen Ticken früher spielt. Auch die Grundidee, Territorien zu übernehmen und so die Einnahmen zu erhöhen hörte sich anfangs dufte an, folgte aber letztendlich immer dem gleichen Schema. Doch dazu später bei negativen Punkten mehr.
Für nette Abwechslungen sorgten die Zwischensequenzen, die toll inszeniert waren und gegen Ende des Spiels immer mehr zu meinem persönlichen Highlight wurden. Vielleicht auch einfach nur, weil sie das ansonsten öde vor sich hin schleichende Gameplay auflockerten.
Was mich während den Autofahrten, auf der für meine Begriffe kleinen Map, immer wieder interessiert zuhören ließ, waren die Radiosender. Nicht nur wegen der Musikauswahl, sondern den Interviews, wo immer wieder aktuelle Begebenheiten der Story mit einbezogen wurden.
Zu guter Letzt wäre da noch das Gameplay, wobei ich da hin und her gerissen bin. Es ist einfach aufgebaut, dürfte also keinen überfordern, macht es dadurch allerdings auch etwas träge. Die Steuerung funktioniert simpel und zuverlässig. Die Art und Weise der Mission wiederholen sich jedoch IMMER. Lediglich größere Bosskämpfe bringen einen Hauch von Abwechslung.
Mafia 3 – Das hat mir nicht gefallen
Kommen wir zum weitaus größeren Block – den negativen Punkten.
Den Anfang machen hier die Abstürze. Ich kann mich an kein Spiel für die Xbox One erinnern, wo das Spiel dermaßen oft abgeschmiert ist. Passierte teilweise im Stundentakt während dem Autosave. Uncool!
Damit einhergehend sind die viele Bugs, die das Spielvergnügen deutlich nach unten drücken. Autos, Boote und Gegner verschwinden einfach oder lassen sich nicht zerstören. Einmal konnte ich auch keinen meiner Verbündeten rufen, da ich angeblich außer Reichweite sei. Nach einem Neustart ging wieder alles ohne Probleme. Doch damit nicht genug. Teilweise verschwanden Texturen komplett oder es legte sich ein hässlicher weißer Schimmer über meinen Spieler und die Objekte in der Nähe. Wer mich auf Twitter folgt wird schon in den Genuss einiger Bugs gekommen sein.
Hier sollte ein Boot sein …. #Mafia3 pic.twitter.com/sTA7japf1K
— Manuel Raab-Faber (@ManuelRaabFaber) 20. Oktober 2016
Achsooo #Mafia3 pic.twitter.com/1e7AIzRvHc
— Manuel Raab-Faber (@ManuelRaabFaber) 20. Oktober 2016
Jup, muss noch zerstört werden #Mafia3 pic.twitter.com/DbBgNVC8h7
— Manuel Raab-Faber (@ManuelRaabFaber) 17. Oktober 2016
#Mafia3 ist auf der Xbox One innerhalb von 4 Stunden 2x abgestürzt und Texturen flimmern bzw. sind manchmal erst gar nicht da
— Manuel Raab-Faber (@ManuelRaabFaber) 15. Oktober 2016
Weiter geht es mit den Charakteren in Mafia 3. Diese haben größtenteils keinerlei Tiefgang und sind für den Spieler nicht wirklich greifbar. Besonders bei Lincoln Clay enttäuscht dies ein wenig, da dieser sich stumpf durch die gesamte Story mordet. Was ich an dieser Stelle auch vermisst habe war die Individualität, wie man sie bspw. bei GTA 5 findet. So trägt Clay am Ende immer noch die gleichen Klamotten mit denen er aus Vietnam zurückgekommen ist. Als angehender Herrscher über eine ganze Stadt hätte man sich sicherlich auch etwas schicker kleiden können. Ein Patch dafür soll noch nachgereicht werden, für mich jedoch zu spät. Viele Spieler haben das Ding bestimmt schon durchgespielt und auf eine zweite Runde kann ich gut und gerne verzichten.
Schauen wir uns mal die Gegenpartei an – die Gegner. Die KI ist anscheinend etwas langsam. Bekommt der Nachbar eine Kugel in den Kopf gejagt beeindruckt dies nur die wenigsten Kumpanen. Warum auch, man selbst lebt ja noch. Dadurch lassen sich die Gegner in den meisten Fällen unglaublich einfach überlisten. Macht das Gameplay noch unspannender, wenn nicht gerade aus dem Nichts die Polizei gerufen wird oder man aus nicht nachvollziehbaren Gründen entdeckt wird.
In Sachen Tonqualität glänzt das Spiel übrigens auch nicht unbedingt. Teilweise redet der Gesprächspartner unglaublich leise, sodass ein Zuhören unglaublich schwierig wird. Der eigene Charakter dagegen brüllt dann förmlich seinen Gegenüber an.
Der alles vernichtende Kritikpunkt ist jedoch die Monotonie. Ihr erobert die Gebiete mit immer dem gleichen Ablauf, nur unter anderem Namen. Sei es Drogenhandel, Sex, Prostitution oder Baurecht. Hinfahren, alle Gegner abmurksen und dann einem Unterboss zuweisen. Das wiederholt sich dann, bis ihr den Kopf der Organisation aus seiner Deckung lockt. Bereits nach ca. einem Drittel der Spielzeit habe ich mir nur noch gewünscht, dass diese Qual endlich ein Ende nimmt. Nach der letzten Mission bekommt man im Gegenzug dann nicht das Gefühl “wow, dieses geniale Spiel habe ich endlich geschafft”, sondern ein “puh, endlich hat der Spuk ein Ende”. Motivation die Spielwelt danach zu betreten empfand ich zu keiner Sekunde.
Mafia 3 – Fazit
Selten fällt es mir so einfach, ein klares Nein zu einer Kaufempfehlung auszusprechen. Knapp 60 Euro für Mafia 3 sind einfach zu viel, dafür wird einem viel zu wenig geboten. Selbst wenn die Bugs alle verschwunden wären, wäre mir das Spiel immer noch zu monoton. Da bietet selbst ein sich immer wiederholendes Call of Duty mehr Abwechslung. Zumindest vom Gefühl her.
Wer sich dennoch Mafia 3 anschaffen möchte sollte auf ein Angebot warten. Für 25 Euro würde ich es mir zulegen, alles andere wäre Verschwendung. Schade, dabei steckte so viel Potential in dem Open World-Titel.
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